Im Herbst 2022 beendete das Nano-Zentrum Euregio Bodensee e.V. (NEB) nach über 15 Jahren seine Tätigkeit. Wesentlicher Anlass für diesen Schritt ist die erfolgreiche Diffusion von Ideen und Impulsen bzgl. Nanotechnologie in der Region, die wesentlich auf die vielfältigen Aktivitäten und Veranstaltungen des Vereins zurückzuführen ist.

Aufklären, Netzwerken, Projekte initiieren – diese Ziele waren für die Gründung des Nano-Zentrums Euregio Bodensee e.V. (NEB) im Jahr 2007 handlungsleitend. Da die deutsche Wirtschaft seinerzeit in eine schwere Krise geriet, bestand vermehrt Anlass, neue Wege zu beschreiten. Hierbei hat das NEB, das seit dem Jahr 2010 als Verein agierte, als Lotse viel bewirkt. Rückblickend war in der Bodenseeregion imGründungszeitraum des NEB nur vereinzelt bekannt, was Nanotechnologie ist – geschweige denn, wie sie in der Praxis genutzt werden kann und welchen Mehrwert sie hat. Viele Annahmen und Vermutungen, so gut wie kein Faktenwissen – so lässt sich die damalige Informationslage beschreiben. Zugleich besteht und bestand in der Region stets das Selbstverständnis, dem Wettbewerb einen Schritt voraus zu sein. Das Potenzial war und ist hierfür aufgrund der internationalen Lage, der  Ansiedelung zahlreicher hochinnovativer Unternehmen und der hervorragenden Hochschullandschaft zweifelsohne vorhanden. Es ist allgemein bekannt, dass sich Innovation in der Regel nicht zufällig einstellt, sondern aktiv initiiert werden muss. Um es anders auszudrücken: Es bedarf eines Inkubators und Kümmerers, der Ziele definiert, Strategien und Maßnahmen zu deren Erreichen erarbeitet und die involvierten Akteure koordiniert – in diesem Raum konnte sich das NEB bestens entfalten!

Zu Beginn verbesserten die Verantwortlichen den grundlegenden Informationsstand unterschiedlicher Zielgruppen zu Nanotechnologie umfassend und systematisch. Handlungsleitend war hierbei stets ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl Akteure auf der Angebots- als auch auf der Nachfrage-Seite adressierte. Dies bedeutet, dass auch die (potenziellen) Konsumenten von Produkten, die Nanotechnologie enthalten bzw. die durch Nanotechnologie verbessert werden können, in die Kommunikationsstrategie integriert wurden. Da die Nanotechnologie eine Querschnitttechnologie ist und folglich in diversen Branchen (z. B. der Medizintechnik und Pharmazie, der Chemie, der Metallindustrie, der Automobilbranche, im Energie- und Umweltsektor, im Maschinenbau sowie im Bausektor) eingesetzt werden kann, besitzt sie für die Bodenseeregion großes Innovationspotenzial, da hier zahlreiche Unternehmen der genannten Wirtschaftszweige angesiedelt sind.

Dies manifestiert sich auch in der erfolgreichen Umsetzung des zweiten Tätigkeitsschwerpunktes des NEB als Netzwerk: Neben der Initiierung des unmittelbaren und kooperativen Kontaktes zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen war das NEB insbesondere in die Planung und Koordinierung von konkreten Projekten in der Region mit direktem Bezug zu Nanotechnologie involviert. Dabei fokussierte sich das NEB auf seine Kernkompetenz, die in der Verstärkung und Beschleunigung des Transfers von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die regionale Wirtschaft besteht. Um stets am Puls der Zeit zu sein und neues Wissen zu akkumulieren, war auch das NEB selbst aktives Mitglied in diversen Netzwerken, beispielsweise in der „Clusterinitiative Bodensee“ (CLIB) oder bei „Technology Mountains“. Die große Wertschätzung für das NEB drückt sich auch in dessen Erwähnung im Cluster-Atlas 2019 des Landes Baden-Württemberg aus (https://www.clusterportal-bw.de/fileadmin/media/Download/Downloads_Publikationen/Cluster-Atlas_2019_deutsch.pdf ,S. 107).

Dass das Wirken des NEB Erfolge hervorruft, war seit dem Gründungszeitraum auf unterschiedliche Art und Weise deutlich wahrnehmbar. Dies lässt sich beispielsweise anhand des Anstiegs der Mitgliederzahlen des Vereins und des stets guten Besuchs der regelmäßig durchgeführten Informations- und Wissenstransferveranstaltungen aufzeigen. Zudem gab es im Zeitverlauf zunehmend Anfragen und Kooperationsangebote seitens externer Akteure an das NEB, aus denen sich zahlreiche Projekte entwickelten.

Gemäß der allgemeinen Logik von Projekten war auch das NEB bereits zum Gründungszeitpunkt als temporärer Akteur konzipiert – die Dauer des Wirkungszeitraumes wurde jedoch mit Blick auf die regionalen Bedarfe und Gegebenheiten bewusst flexibel gehalten, da die Entwicklungen vorab nicht verlässlich planbar waren. Vor mehreren Jahren verdichtete sich zunehmend die Erkenntnis, dass die regionalen Strukturen in Bezug auf Nanotechnologie nunmehr derart ausgeprägt und selbsttragend entwickelt sind, dass sich das Erfordernis eines Kümmerers zukünftig erübrigt. Dies ist keineswegs ein regionales Phänomen: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) widmete der Nanotechnologie in der „Hightech-Strategie 2020“ große Aufmerksamkeit, während das Thema in der „Hightech-Strategie 2025“ nur noch ein einziges Mal adressiert wird. Daraus ist zu schließen, dass der Förderungsbedarf für Nanotechnologie auf Bundesebene rückläufig ist und der Mehrwert der Nanotechnologie bereits in einem Maße in die Wirtschaft disseminiert wurde, das auch mit Blick auf die Euregio Bodensee eine aktive Förderung als in der Zukunft nicht mehr erforderlich erscheinen lässt. Daher wurde im Herbst 2022 auch mit Blick auf die Schonung öffentlicher Ressourcen des Landkreises Konstanz das Ende der Tätigkeit des NEB beschlossen.

Ansprechpartner

Steinbeis-Transferzentrum
Nanostrukturen und Festkörperanalytik
Universität Konstanz
Herr Prof. Dr. Johannes Boneberg
johannes.boneberg@uni-konstanz.de


Industrie- und Handelskammer Konstanz
Referentin Innovation | Technologie
Frau Sunita Patel
sunita.patel@konstanz.ihk.de


Handwerkskammer Konstanz
Herr Peter Schürmann
peter.schuermann@hwk-konstanz.de